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AutorenbildAndrea Geipel

MULTI-MAREX sticht in See: Forschungsdaten und Adventskalender

Der majestätische Ätna erhebt sich am Horizont, während die Maria S. Merian am 3. Dezember den Hafen von Catania verlässt. Die Küstenlinie Siziliens verschwindet langsam aus dem Blick, und das Forschungsschiff nimmt Kurs auf die Ägäis. An Bord: ein internationales Team von 22 Wissenschaftler:innen und 24 Crewmitgliedern, entschlossen, die Geheimnisse des Kolumbo-Vulkansystems nahe Santorini und der Amorgos-Verwerfungszone zu lüften. Ihr Ziel: Ein Frühwarnsystem für Naturgefahren zu entwickeln, das Hangrutschungen, Vulkanausbrüche und Tsunamis frühzeitig erkennt und Küstengemeinden schützt.

Aquarell-Skizze des Forschungsschiff Maria S. Merian am Dock. Im Hintergrund sieht man den Ätna mit Wolken.
Skizze der Maria S. Merian im Hafen von Catania. Im Hintergrund der Ätna. (Skizze: Andrea Geipel)

Die Reise beginnt jedoch bereits einige Tage früher in Catania, wo das Team eintrifft, bevor das Schiff bereit ist. Zeit für letzte Besorgungen und ein bisschen Stadtleben – der letzte Hauch von Festland, bevor Wochen auf hoher See bevorstehen. Die Maria S. Merian, benannt nach der Naturforscherin Maria Sibylla Merian, beeindruckt beim ersten Anblick: Ausgestattet mit hochmodernen Laboren, zwei drehbaren Propellergondeln zur präzisen Positionierung und Stabilisatoren, die selbst bei rauer See ruhiges Arbeiten ermöglichen, ist sie ein schwimmendes Hightech-Zentrum.


Der eigentliche Alltag an Bord beginnt mit der Sicherheitsübung. Der schrille Alarm ertönt, Rettungswesten werden angelegt, und die erste Mutprobe wartet: der Einstieg in das Rettungsboot. Steil nach unten, angeschnallt und mit dem Rücken zur Wasseroberfläche – für einige eine Herausforderung, aber alle meistern es souverän.


Danach wird es ernst: In einem ersten Briefing bespricht das Team die Forschungsfragen und die Aufgabenverteilung für die nächsten Tage. Mit Spannung wird die erste Bergungsaktion vor der Küste des Ätna vorbereitet. Ein Video-Schlitten wird ins Wasser gelassen, um Messstationen einer früheren Ausfahrt zu bergen. Doch die Technik spielt nicht mit. Ein Defekt verhindert die Bergung, und die Station bleibt vorerst am Meeresgrund. „Das ist Teil der Forschung“, sagt ein Teammitglied gelassen. Planänderungen gehören auf See zum Alltag, genauso wie die Zusammenarbeit in Schichten, technische Einweisungen und das stetige Anpassen an Wetter und Gegebenheiten.

Landkarte mit Fokus auf Süditalien mit Sizilien sowie Griechenland. In der Mitte sieht man eine Grafik der Maria S. Merian. Eine rote Linie von Catania nach Santorini zeigt den Fahrtverlauf.
Route der MSM von Catania nach Santorini (Grafik: Andrea Geipel)

Neben der wissenschaftlichen Arbeit spielt sich ein Mikrokosmos des Zusammenlebens ab. Die Kabinen, verteilt auf die unterschiedlichen Decks, werden bezogen und dekoriert – ein Hauch von Heimeligkeit in der Vorweihnachtszeit mitten auf See. Lichterketten leuchten neben Computerbildschirmen in den Laboren, ein selbstgebastelter Adventskalender sorgt für Überraschungen, und gemeinsame Sportstunden helfen, den Kopf frei zu bekommen. Abends sitzt man zusammen, teilt Geschichten und plant die nächsten Schritte.

Foto eines Fensterbretts vor den Luken des Schiffes. Darauf sind braune Tütchen an einer Lichterkette aufgereiht, verziert mit weihnachtlichen Motiven und Nummern. Darüber hängt ein Bild, dass auf die Weihnachtszeit hinweist.
Adventskalender auf See (Foto: Andrea Geipel)

Am Ende der ersten Woche hat das Team das Zielgebiet in der südlichen Ägäis erreicht. Nun stehen die ersten Testmessungen an. Dabei untersuchen die Forschenden, wie Erdbeben Hangrutschungen auslösen könnten, kartieren die hydrothermale Aktivität im Kolumbo-Krater und sammeln Daten zur Stabilität des Vulkans. Innovative Sensoren auf dem Meeresboden testen Echtzeitdaten für ein Frühwarnsystem. Mit Prof. Dr. Nomikou Paraskevi von der National & Kapodistiran University of Athens ist eine langjährige Forschungspartnerin an Bord. Doch die Zusammenarbeit endet nicht in den Forschungslaboren: Gemeinsam mit griechischen Schulen auf Santorini ist ein Austausch geplant, bei dem Schülerinnen und Schüler einen virtuellen Blick hinter die Kulissen des Lebens und Arbeitens auf einem Forschungsschiff werfen können.


Während die See rauer wird, bleibt die Stimmung an Bord optimistisch. Sonnenuntergänge färben das Meer in leuchtendes Rot, und die Wissenschaftler:innen blicken gespannt auf die kommenden Wochen. Es gibt noch viel zu entdecken, doch eines ist sicher: Die erste Woche hat bewiesen, dass das Team nicht nur den Elementen, sondern auch den wissenschaftlichen Herausforderungen gewachsen ist.

Foto von drei Wissenschaftlerinnen. In der Mitte sieht man die Professorin, daneben zwei Promovierende. Im Vordergrund sieht man auf einem Tisch Messequipment.
Erste erfolgreiche Testmessungen lassen Freude aufkommen. (Foto: Andrea Geipel)

Mit schaukelnden Grüßen aus der Ägäis und bereit für die nächsten Kapitel dieser spannenden Expedition!


Das Team der MSM 132




 

Zum Hintergrund:


Die Ausfahrt MSM 132 ist Teil von MULTI-MAREX, eines von vier Verbundprojekten der Forschungsmission mareXtreme, einer Initiative der Deutschen Allianz Meeresforschung (DAM). Das Projekt widmet sich der Untersuchung des Mittelmeerraums, der als Hotspot für vulkanische und tektonische Aktivitäten gilt. Mit modernsten Methoden und interdisziplinärer Zusammenarbeit wollen die Forschenden verstehen, wie geologische Prozesse Naturgefahren auslösen und wie diese besser vorhergesagt werden können. Die Expedition MSM132, unter der Leitung von Prof. Dr. Christian Berndt vom GEOMAR Helmholtz Zentrum für Ozeanforschung in Kiel, ist die erste von drei geplanten Fahrten dieses Projekts, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie von den fünf norddeutschen Bundesländern gefördert wird.

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